Ganglion am Fußrücken


Featurebild

Bild: Dr. med. Renate Wolansky

Bei einem Ganglion handelt es sich vorwiegend um einen gutartigen Weichteiltumor, der mit Synovia (Gelenkschmiere, fadenziehende Flüssigkeit) gefüllt ist. Je nach Risikofaktor bildet sich die Geschwulst schnell oder verzögert. Ganglien gehen meistens von einer Gelenkkapsel oder seltener von einer oberflächlich gelegenen Sehnenscheide aus. Die Weichteiltumoren besitzen eine glatte Oberfläche. Die darüber liegende Haut ist gut verschieblich.

Die im Sprachgebrauch verwendete Bezeichnung „Überbein“ ist nicht korrekt, da eine ossäre (knöcherne) Struktur nicht vorliegt.

 

Ursachen und Lokalisationen

Auslöser sind Schwachstellen in der Gelenkkapsel, wodurch Gelenkflüssigkeit (Synovia), die von der inneren Schicht der Gelenkkapsel gebildet wird (Membrana synovialis), in das umliegende Weichteilgewebe gelangt. Daraus entwickelt sich eine mit Kammern gefüllte Zyste, das sogenannte Ganglion.

Ganglien treten häufig an der Streckseite des Handgelenks, an der Beugeseite der Fingergrundgelenke (Ringbandganglion), in der Kniekehle (Bakerzyste), am Außenmeniskus, am Fußrücken, Sprunggelenken und übrigen Fußgelenken auf. Selten betroffen sind Schulter- und/oder Ellenbogengelenke.

Zur Annahme stehende Risikofaktoren sind

  • permanente einseitige Belastungen, Sportdisziplinen, Fuß- und/oder Zehendeformitäten, unpassendes Schuhwerk (zu hoch, zu spitz, zu eng und zu kurz);
  • posttraumatische Reizzustände nach Fraktur (Knochenbruch), Luxation (Ausrenkung), Distorsion (Verdrehung im Gelenk) oder Bänderrisse;
  • rezidivierende Gelenkentzündungen aufgrund von Rheuma oder Hyperurikämie (Gicht), Podagra (Fußgicht);
  • Arthrose (degenerative Gelenkveränderung) wie z. B. bei Diabetes mellitus, Hämophilie (Bluter), neurologischen Grundkrankheiten oder Syndromen (Symptomenkomplex, Gruppe von miteinander in Zusammenhang stehender Krankheitszeichen).

 

Klinische Symptome

Ganglien weisen eine unterschiedliche Größe von Linsen- bis Apfelgröße (Abb. 1 a, b und c) auf, wobei die Größe variiert und besonders nach Belastung zunehmen kann. Typisch ist eine halbkugelförmige Vorwölbung in der betroffenen Region. Kleine Ganglien verursachen meistens keine Beschwerden. Jedoch ist bei Palpation (Abtasten) ein Druckschmerz möglich. Nimmt der prallelastische Weichteiltumor an Größe zu, kann es zur Kompression von Nerven oder Gefäßen kommen. Dies kann zu heftigen Schmerzen und/oder typischen Parästhesien (Missempfindungen) wie zum Beispiel einem tauben oder pelzigen Gefühl, Kribbeln oder sogenanntem Ameisenlaufen führen. Des Weiteren bestehen Bewegungseinschränkung des darunter liegenden Gelenks sowie Muskelschwäche. Außerdem ist zu bedenken, dass ein Ganglion häufig optisch stört.

 

Klinische Symptomatik

Betroffene geben bei Belastung einen tiefen dumpfen bis stechenden Schmerz unterhalb des Großzehengelenks an. Häufiger ist das mediale Sesambein frakturiert. Typisch sind ein heftiger Druckschmerz und eine plantare Schwellung. Oft sind diese Symptome mit einem hinkenden Gangbild verbunden. Betroffene rollen den Fuß zur Entlastung über den Außenrand ab. Zwischenzeitlich sind schmerzfreie Intervalle möglich.

 

Diagnostik

Eine wichtige Rolle spielt die explizite Anamneseerhebung zur Erfassung infrage kommender auslösender Risikofaktoren (s. u. Risikofaktoren). Zur visuellen Erfassung dient die Inspektion. Mithilfe der Palpation (Abtasten) lässt sich die darüber liegende Haut gut verschieben. Mit dosiertem Druck können gegebenenfalls Schmerzen ausgelöst werden. Oftmals besteht Lichtdurchlässigkeit, die mit einer Lichtquelle zu überprüfen ist.
 
Die bildgebende Diagnostik betrifft die Sonografie (Ultraschall) und präoperativ vor allem die Magnetresonanztomografie (MRT). Konventionelle Röntgenaufnahmen erfolgen zur Abklärung ossärer (knöcherner) Veränderungen.
 
Eine Biopsie (Probeentnahme von Gewebe), unter sterilen Kautelen, ist zur histologischen Untersuchung bei Verdacht auf einen malignen (bösartigen) Tumor indiziert.
 
Differentialdiagnostisch sollten weitere gutartige oder bösartige Tumore ausgeschlossen werden wie zum Beispiel:
  • Fibrom (gutartiger Bindegewebstumor);
  • Lipom (gutartiger Fettgewebstumor);
  • Atherom (gutartiger Talgdrüsentumor oder sogenannter Grützbeutel);
  • Hämangiom (gutartiger Blutgefäßtumor oder sogenannter Blutschwamm);
  • benignes Synovialom (gutartiger Tumor der Synovialis, das heißt der inneren Membran der Gelenkkapsel);
  • Malignes Synovialom (bösartiger Tumor der Synovialis);
  • Sarkom (vom Muttergewebe ausgehender bösartiger Tumor mit frühzeitiger Metastasierung).

 

Therapie

Ein Versuch mit Hausmitteln betreffen Heilerde, Arnikasalbe, Beinwellsalbe oder in der chronischen Phase warme Kompressen. Von historischen Maßnahmen ist dringend abzuraten wie zum Beispiel das Zerschlagen mit einem harten Gegenstand oder ein manuelles Zerdrücken, wodurch die Rezidivgefahr (wieder Auftreten) erhöht ist. 

Kleine Ganglien können sich häufig durch Schonung und Ruhigstellung auf einer Schiene oder Bandage zurückbilden. Zur Schmerzreduzierung kommen kurzzeitig NSAR, also nicht steroidale Antirheumatika (ohne Kortison) in Betracht.

Eine Punktion des gutartigen Tumors, bei der lediglich die visköse Flüssigkeit mithilfe einer Hohlnadel unter sterilen Bedingungen abgesaugt wird, bietet ebenso eine Rezidivgefahr. Dabei bleibt die zu entfernende Kapsel erhalten. Reizzustände führen erneut zur Auffüllung mit Gelenkflüssigkeit. 

Operativ werden Ganglien arthoskopisch oder offen invasiv mit Unterbindung des zum Gelenk führenden Stiels, meistens ambulant in Lokalanästhesie entfernt. Bei großen Ganglien mit Nerven- und/oder Gefäßkompression erfolgt die operative Entfernung selten in Allgemeinnarkose    gegebenenfalls mit stationärer Überwachung für eine Nacht. Nach Entfernung erfolgt eine histologische Untersuchung zum Ausschluss eines malignen Tumors. Nach Literaturangaben ist eine Rezidivquote nach operativer Entfernung von 20 Prozent möglich.

 

Prophylaxe

Überbelastungen der Gelenke sollten minimiert werden. Auf passende Schuhe ist zu achten. Zur Entlastung im Bereich der Fuß- und Zehengelenke können GEHWOL Druckschutzartikel aus hochelastischem Polymergel  empfohlen werden. Die Materialeigenschaften von Polymergel lassen eine mehrdimensionale Formgebung zu. Die Form der Polster ist exakt an die Anatomie der zu entlastenden Fußareale angepasst, und ihre unterschiedlichen Härtegrade ermöglichen eine optimale Druckumverteilung. 

Zur Förderung der Durchblutung und physiologischen Gelenkfunktion sowie Muskelkräftigung sind häusliche Fußgymnastik, Fußmassagen und Fußbäder mit Zusätzen zu empfehlen (im Bereich der Füße zum Beispiel GEHWOL FUSSKRAFT Kräuterbad  mit durchblutungsförderndem Rosmarinöl). Posttraumatische Reizzustände können durch konsequente Umsetzung empfohlener prophylaktischer Maßnahmen vom Arzt, Fußspezialisten und bei vorhandenen orthopädischen Hilfsmitteln vom Orthopädietechniker oder Orthopädieschuhmacher verhindert werden.

 

Fallbeispiel

Bei einer 70-jährigen Frau mit Demenz besteht ein kleinapfelgroßes Ganglion am linken Fußrücken. Zusätzlich liegt ein ausgeprägter Spreizfuß (Pes transversum) mit plantarer Hyperkeratose (verstärkte Hornhaut) und ein subunguales Hämatom (Bluterguss unter dem Nagel) an der Großzehe vor. Schmerzen bestehen beim Tragen mit festen Schuhen unterhalb der Schnürung und Schuhlasche. Podologische Behandlungen erfolgen regelmäßig. Eine Konsultation beim Arzt wurde veranlasst. Prophylaktisch können bei entsprechendem Befund zur intensiven Anschlusspflege nach podologisch-fußpflegerischer Hornhautentfernung GEHWOL med Lipidro-Creme  oder bei erhöhter Fußbelastung auch GEHWOL med Schrunden-Salbe  empfohlen werden. Zur Schmerzlinderung bei bestehendem subungualem Hämatom können GEHWOL Zehenkappen  (Polymergel mit Textilüberzug) oder Zehenkappen G  (reines Polymergel) eingesetzt werden. Die Medizinprodukte sind in verschiedenen Größen erhältlich (auch für kleinere Zehen) und dermatologisch geprüft.

Abb-1
Abb2

Unsere Autorin

MR-2

Dr. med. Renate Wolansky   
Fachärztin für Orthopädie,   
Sportmedizin, Naumburg