Die Behandlung im Hausbesuch unterscheidet sich in wesentlichen Aspekten von der Arbeit in der Praxis. Dennoch gelten in beiden Bereichen grundsätzlich dieselben Anforderungen an die Hygiene. Im häuslichen Umfeld besteht nicht dieselbe, kontrollierte Hygienesituation. Wie gehen wir mit dieser Problematik am sinnvollsten um?
Besondere Risiken
Neben dem Therapieerfolg ist die Vermeidung nosokomialer Infektionen auch im Hausbesuch eine der obersten Prioritäten. Wir sind außerhalb der Praxis jedoch mit Risiken konfrontiert, die sich innerhalb der Praxis gar nicht erst ergeben. Zum einen muss der Transport des sauberen Materials und gleichzeitig der Rücktransport kontaminierter Instrumente so erfolgen, dass weder Behandler noch Patienten oder das Umfeld (z.B. Familienangehörige, Flächen im Auto) gefährdet werden. Zum anderen haben wir bei Patienten zu Hause oder im Pflegeheim keine Kontrolle über die hygienischen Umgebungsbedingungen.
Das Wichtigste zuerst: Händehygiene
Die wichtigste Hygienemaßnahme, mit der bei konsequenter Umsetzung schätzungsweise 80 % aller nosokomialen Infektionen vermieden werden können, ist die Händehygiene. Alle notwendigen Materialien hierfür müssen mitgeführt werden. Benötigt werden jeweils ein begrenzt viruzides und ein viruzides Händedesinfektionsmittel, Handschuhe, Waschlotion und Papiertücher. Es ist im Falle einer Kontamination der Hände nicht vertretbar, sich mit der Stückseife des Patienten die Hände zu waschen und sie anschließend an dessen Frotteehandtuch zu trocknen. Kittelflaschen sind grundsätzlich zulässig, allerdings sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass ein Wiederbefüllen aus arzneimittelrechtlichen Gründen strikt untersagt ist.
Kompromisse bei Hygienemaßnahmen
Die Umgebungsbedingungen können bei Patienten zu Hause mitunter gefährdend für den Behandlungserfolg sein. Eine unsaubere Umgebung etwa kann Wunden infizieren, die im Rahmen der Behandlung entstehen. Daher ist darauf zu achten, dass der Bereich der Behandlung keimarm gestaltet wird und bei Verletzungen anschließend eine sichere und keimdichte Wundversorgung stattfindet. Beispielsweise kann mit sterilen Unterlegtüchern oder desinfizierend gewaschene Handtücher als Unterlage gearbeitet werden. Ob der Fuß des Patienten frei gelagert werden kann, was die Hygiene vereinfachen würde, hängt von seiner Mobilität ab.
Besonders problematisch ist der Transport von kontaminiertem Material. Insbesondere Skalpellklingen müssen gemäß Arbeitsschutzvorgaben am Ort der Benutzung entsorgt werden. Ein Rücktransport in die Praxis und dortige Entsorgung stellt ein Arbeitsschutzrisiko dar. Es sind daher entsprechende transportierbare Klingenabwurfbehälter mitzuführen. Bei pflegebedürftigen Patienten findet sich gelegentlich auch in deren Wohnung ein solcher Behälter. Die sonstigen kontaminierten Materialien, die zur Aufbereitung zurück in die Praxis transportiert werden, sind entsprechend gekennzeichnet in fest verschlossenen Behältern zu transportieren und erst in der Praxis wieder mit entsprechender Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) zu öffnen. Die Kennzeichnung muss so eindeutig sein, dass die Materialien nicht mit sauberen Materialien verwechselt werden können.
Risiko Pflegeheim
Im Pflegeheim besteht zusätzlich das Risiko, mit MRSA in Kontakt zu kommen. Studien zeigen, dass rund 10 % der Heimbewohner MRSA-Träger sind. Ein konsequentes Screening findet aber in der Regel nicht statt. Es ist also davon auszugehen, dass die Dunkelziffer bei weitem höher liegt. Ratsam ist daher, in Pflegeheimen über der Arbeitskleidung grundsätzlich Schürzen oder gar Kittel zu tragen, um nachfolgende Patienten nicht zu gefährden.
Bei der mobilen Fußpflege müssen auch die üblichen Aspekte des Arbeitsschutzes berücksichtigt werden. Dazu gehören zum Beispiel eine Gefährdungsbeurteilung für den Hausbesuch und die Berücksichtigung der Unterschiede zum Regelbetrieb in den Standardarbeitsanweisungen. Denken Sie auch daran, dass ausreichend PSA bereitgestellt und mitgeführt wird.