Bei einer Wundrose handelt es sich um eine akute bakterielle Infektion der oberen Hautschichten und Lymphspalten. Auslöser bei vorliegender Hautläsion sind vor allem Streptokokken (Bakterien). Staphylokokken kommen seltener in Betracht. Dabei ist zu bedenken, dass Keime wie Staphylococcus aureus gewöhnlich bei jedem Menschen auf der Haut vorkommen, besonders in Achselhöhlen, Nase und Stirn-Haargrenze.
Epitheldefekte (geschlossener Zellverband der Körperoberfläche) für eine Eintrittspforte für Bakterien sind:
- Wunden - auch kleine Traumata (Verletzungen)
- Rhagaden (Schrunden)
- Fußmykosen - besonders interdigital (zwischen den Zehen)
- Mazeration - besonders bei Schweißfüßen (Hyperhidrosis pedum)
- Mückenstiche
- Ulzera (Geschwüre)
- Mundwinkeleinrisse
Des Weiteren sind Menschen mit einem geschwächtem Immunsystem gefährdet, an einem Erysipel zu erkranken, wie zum Beispiel mit Diabetes mellitus, Durchblutungsstörungen, pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit), chronischer-venöser Insuffizienz (CVI), Autoimmunkrankheiten (HIV – Aids), chronischen Wunden oder alkoholkranke Menschen.
Häufigkeit und Lokalisation
Nach Literaturangaben erkranken etwa 100 Personen pro 100.000 Einwohner jährlich ohne Altersunterschied. Bei Erwachsenen sind am häufigsten der Fuß- und Unterschenkel, die zentrale Gesichtsregion und bei Neugeborenen die Nabelregion betroffen.
Die Inkubationszeit (Zeitspanne des Eindringens der Bakterien in den Körper des Menschen und Auftreten der ersten Symptome) beträgt etwa Stunden bis zu zwei Tagen.
Formen des Erysipels
- bullöses Erysipel mit Auftreten multipler Bläschen (Vesiculae) etwa 2 bis 4 Tage nach der Infektion (siehe Abb. 1 a-b und c);
- hämorrhagisches Erysipel mit typischen Einblutungen;
- gangränisierendes Erysipel - schwerste Form mit Hautnekrosen;
- phlegmonöses Erysipel - fortschreitende Infektion in tiefere Hautschichten bis zur Ausbreitung in Muskeln, Faszien und Sehnen;
- Erysipela migrans (wandernde Wundrose) mit Ausbreitung in die umgebende Region und nachfolgendem zentralen Abklingen.
Klinische Symptomatik
Anfangs geben Betroffene ein Spannungs- und Hitzegefühl mit Juckreiz in der betroffenen Region an. Im weiteren Verlauf entwickeln sich heftige Schmerzen, Schwellung und Überwärmung. Des Weiteren liegt in kurzer Zeit eine scharf begrenzte, flammend rote, flächenhafte Hautverfärbung mit roten zungenförmigen Ausläufern vor. Hinzu kommen starker Druckschmerz und Schwellung in der Umgebung befindlicher Lymphknoten (Lymphadenitis), wobei die Lymphgefäße ebenfalls entzündliche Reaktionen aufweisen (Lymphangitis). Begleitend besteht ein ausgeprägter reduzierter Allgemeinzustand mit Müdigkeit, Schwäche, Übelkeit, Fieber und gegebenenfalls Schüttelfrost.
Mögliche Folgen eines Erysipels können eine Thrombophlebitis, eine akute Thrombose oberflächlicher Venen (OVT) mit entzündlicher Reaktion der Gefäßwand, Elefantiasis (abnorme Vergrößerung eines Körperteils infolge eines Lymphstaus), Nekrosen (Zelltod durch Übergreifen der Infektion in die tiefer gelegenen Hautschichten) und letztlich durch Aussaat der Bakterien im Blutkreislauf eine Sepsis (umgangssprachlich Blutvergiftung) mit lebensbedrohlicher Entwicklung auftreten. Häufig liegt nach Abklingen des Erysipels, vor allem nach einem Rezidiv, eine deutliche Hautverfärbung vor (siehe Abb. 2).
Diagnostik
Die stark entzündliche Erkrankung ist in der Regel bereits durch eine Inspektion (Blickdiagnose) mit allen klassischen Entzündungszeichen wie Dolor (Schmerz), Calor (Hitze), Rubor (Rötung), Tumor (Schwellung) und Funktionseinschränkung (Functio laesa) zu erkennen. Zur weiteren Abklärung sind serologische Untersuchungen (Blutuntersuchungen) erhöhter Entzündungsparameter wie zum Beispiel Blutsenkung, Leukozyten (weiße Blutkörperchen), und CRP- (C-reaktives Protein) empfehlenswert. Allerdings können die Entzündungsparameter auch bei anderen vorliegenden entzündlichen Erkrankungen erhöht sein. Antikörper gegen Streptokokken können gegebenenfalls beim Betroffenen im Blut etwa ein bis zwei Wochen nachgewiesen werden. In schweren Fällen, infolge hämatogener Aussaat der Bakterien, die zur gefährlichen Sepsis führen kann, ist der Erreger mithilfe einer Blutkultur nachzuweisen. Selten ist der Erreger durch einen Wundabstrich abzuklären. Zur bildgebenden Diagnostik, besonders zum Nachweis einer Tiefenausdehnung des Erysipels, kommen Sonografie, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) in Betracht.
Differentialdiagnostisch mit ähnlichen Symptomen (Krankheitszeichen) sollten folgende Erkrankungen ausgeschlossen werden: Thrombophlebitis, Urtikaria (Nesselsucht), Insektenstiche, Herpes zoster (Gürtelrose), Zellulitis (nicht eitrige Entzündung des Unterhautzellgewebes), Lupus erythematodes (Autoimmunkrankheit der Haut und innerer Organe), Rosacea (nicht ansteckende, entzündliche und chronische Hauterkrankung) oder Lyme-Borreliose (Übertragung durch Zecken, sogenannte Wanderröte).
Prävention
Wichtig sind Auslöser (siehe unter Ursachen) zu erkennen, zu verhindern und zeitnah zu behandeln. Besonders Menschen mit Diabetes und Polyneuropathie (periphere Nervenschädigung) mit reduziertem oder fehlendem Schmerzempfinden sollten auf einen notwendigen Selbstschutz achten. Abends ist eine sorgfältige Inspektion der Füße vom Betroffenen auf Hautverletzungen, Rhagaden, Mykosen (besonders in den Zehenzwischenräumen) oder weiteren Hautveränderungen notwendig. Die Fußsohlen sind mit einem Spiegel, gegebenenfalls von einer Hilfsperson, zu betrachten. Ferner gehört dazu das tägliche Austasten der Schuhe auf Verletzung verursachender Fremdkörper wie zum Beispiel kleine Steine, Glaspartikel, Holzsplitter oder Tannennadeln. Ebenso lassen Sekretabsonderungen im Schuh, auf diabetesadaptierten Fußbettungen oder Strümpfen auf nicht bemerkbare minimale Hautläsionen schließen, die eine Eintrittspforte für Mikroorganismen, vor allem Bakterien, bieten. Außerdem sollten Schuhe auf drückende Innennähte, eine reibende Schuhlasche oder aufgeriebene Fersenkappe ausgetastet werden. Prophylaktisch sind atmungsaktive Schuhe aus Leder hilfreich. Eine frühzeitige Therapie bei vorliegendem Fußpilz oder Durchblutungsstörungen tragen zur Prophylaxe bei. Kleinste Verletzungen sind vom Betroffenen zu desinfizieren und sauber zu halten.
Bei Verdacht auf ein Erysipel ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren, um Folgekomplikationen abzuwenden. Eine günstige Prognose besteht bei frühzeitiger Diagnosestellung mit sofortigem Therapiebeginn. Podologische Behandlungen sind im akuten Stadium tabu.
Konsequente Hautpflege
Besonders wichtig für Menschen mit Diabetes ist eine tägliche intensive Hautpflege mit harnstoffhaltigen Cremes oder Lotionen. Grundsätzlich erfolgt bei Diabetikern wie bei allen Patienten mit Hautauffälligkeiten am Fuß die präventive und therapiebegleitende Pflege immer problem- und bedarfsangemessen, wobei die individuellen Wünsche hinsichtlich Produktakzeptanz und Pflegeerlebnis zu berücksichtigen sind. Die problemorientierte Konzeptpflege von GEHWOL MED bietet geeignete Formulierungen für unterschiedliche Stadien der Problemkaskade. Als Basispflege eignet sich zum Beispiel GEHWOL MED Lipidro Creme mit 10 % Harnstoff und ausgewogener Balance aus Lipiden und Moisturizern. Vorteilhaft bei Diabetikern erweist sich das galenische Konzept der Creme vor allem auch aufgrund einer signifikanten Verbesserung der Mikrozirkulation (Hautdurchblutung) bei regelmäßiger Anwendung. Diese günstige Eigenschaft für Menschen, deren Hautprobleme, vor allem Hautrockenheit, aus einer neuropathiebedingten Minderdurchblutung der Haut resultiert, konnte in einer klinischen Studie nachgewiesen werden.
Auch probiotische Pflegeansätze können bei problemanfälliger Haut erwogen werden. Eine intakte natürliche Hautflora ist essentieller Bestandteil des Immunsystems und notwendig, um pathogenen Prozessen durch externe, nicht zum Mikrobiom gehörenden Bakterien oder einer Verschiebung des mikrobiellen Gleichgewichts auf der Haut entgegenzuwirken. Probiotische Wirkstoffe mit dem nützlichen Milchsäurebakterium Lactobacillus pentosus (z.B. in GEHWOL balance Fußcreme oder GEHWOL balance Bein- und Fußlotion) beispielsweise fördern die natürliche Vermehrung gesunder Bakterien der Hautflora und bringen diese wieder in Balance. Sie regenerieren und stärken die Hautbarriere und schützen die Haut.
Therapie
Zeitnah sind Kühlung, zur Entlastung der Extremität Hochlagerung und Ruhigstellung auf einer gepolsterten Schiene notwendig, verbunden mit Bettruhe und Thromboseprophylaxe. Bei einer Gesichtsrose sind eingeschränktes Sprechen und passierte Schonkost ratsam. Zur Schmerzreduzierung, Entzündungshemmung, Fiebersenkung kommen Analgetika, Antiphlogistika oder NSAR (nicht steroidale Antirheumatika (ohne Kortison)) infrage. Oberste Priorität hat die Mitbehandlung bis zur Ausheilung der Eintrittspforte mithilfe von Desinfektion und gegebenenfalls antibiotischen Salben. Eine systemische Antibiotikabehandlung hat gleichzeitig zu erfolgen. Bei ausgeprägtem Befund kommt Penicillin G intravenös (in die Vene) für etwa zwei Wochen infrage, wofür ein stationärer Aufenthalt zu empfehlen ist. Ansonsten wird Penicillin V in Tablettenform für 10 bis 14 Tage verordnet. Sollte eine Penicillinallergie vorliegen, ist der Einsatz eines anderen Antibiotikums wie zum Beispiel Erythromycin oder Acithromycin notwendig.
Bei einem Erysipelrezidiv erfolgt prophylaktisch die Fortsetzung des bereits eingesetzten Antibiotikums für die Dauer etwa von sechs Monaten. Des Weiteren wird nekrotisches Gewebe, um ein Übergreifen der Infektion auf tiefer gelegene Gewebeschichten zu verhindern, chirurgisch umgehend entfernt.
Der zeitnahe Beginn einer Antibiotikatherapie bei einem Erysipel stoppt die Ausbreitung der Infektion und trägt zur schnellen Heilung bei.