Die Hand-Fuß-Mundkrankheit

Die Hand-Fuß-Mundkrankheit


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Es handelt sich bei dem Krankheitsbild um eine weit verbreitete Viruserkrankung mit ausgeprägten Aphthen (weißlich-rötliche, kleine und schmerzhafte Geschwüre in der Mundschleimhaut) und schmerzhaften Erosionen (Gewebeschaden oberflächlich an der Haut und den Schleimhäuten) besonders an Füßen und Händen. Die virale ansteckende Infektionskrankheit tritt besonders in den Sommer- und Herbstmonaten auf. Epidemisch sind Kinder zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr betroffen. Sehr selten kommt die Erkrankung bei Säuglingen vor. Ebenso infizieren sich ältere Personen seltener.

 

Übertragungswege

Eine oral-fäkale Übertragung geschieht von Mensch zu Mensch entweder durch Tröpfcheninfektion zum Beispiel durch Niesen, Husten oder durch Schmierinfektion infolge mangelnder Hygiene wie:

  • nach dem Toilettengang;
  • Aufnahme kontaminierter Lebensmittel oder Trinkwasser;
  • direkter Kontakt mit einem Betroffenen.

Der Inhalt vorliegender Bläschen, Speichel und Kot ist aufgrund massiv enthaltener Viren hochinfektiös. Nachdem die Erreger die Mundschleimhaut oder den Dünndarm passiert haben, können sie über die regionalen Lymphknoten in die Blutbahn gelangen und eine Virämie (massives Auftreten von Viren im Blut) auslösen.

 

Inkubationszeit

Der Zeitraum zwischen Ansteckung bis zum Auftreten der ersten klinischen Symptome beträgt in der Regel drei bis sechs Tage, sehr selten auch länger.

 

Klinische Symptomatik

Der Beginn der Erkrankung, mit sehr variablen und lästigen Symptomen, erfolgt rasant, wobei die Krankheitszeichen in der Regel nach 8 bis 12 Tagen wieder abklingen können. Im Prodromalstadium (Vorläuferstadium) klagen erkrankte Kinder oftmals über diffuse Bauchschmerzen und ältere Betroffene über Schwindel.

Anfangs besteht zunächst der Verdacht auf einen grippalen Infekt mit reduziertem Allgemeinzustand, Kopf- und Halsschmerzen. Im weiteren Verlauf kommt es in der Regel zu einem symmetrischen Exanthem (entzündlicher Hautausschlag) mit kurzzeitig auftretenden Bläschen an den Füßen und Händen, stechenden Schmerzen, Spannungsgefühl und temporärem Pruritus (Hautjucken bei zwanghaftem Kratzen).

Die Bläschen und Erosionen (oberflächlicher Gewebeverlust) an den Füßen bestehen vorwiegend an der Fußsohle, hier besonders in der Fersenregion und an den Zehen (Abb. 1a und b). Des Weiteren sind Hautveränderungen an den Streckseiten der Finger und Fingerkuppen typisch (Abb. 2 a und b). Gleichzeitig liegt meistens ein massives Enanthem (Ausschlag im Bereich der Schleimhäute) in der Mundhöhle vor, mit zahlreichen Bläschen, umgeben von einem roten Hof (Abb. 3 a und b). Betroffen sind dabei vor allem Gaumen, Zahnfleisch, Innenseite der Wangen, Zunge, äußere Region um Nase und Mund.

Die Vesiculae (Bläschen) gehen rasch in schmerzhafte Aphthen (schmerzhafte kleine Geschwüre) über, mit schmieriger Oberfläche und schmalem Randsaum. Außerdem können zahlreiche entzündliche Bläschen in der Stirnregion auftreten.

Seltene Folgekomplikationen, meistens mit schleichendem Verlauf, betreffen eine Meningitis (Hirnhautentzündung), Myocarditis (Herzmuskelentzündung), Paresen (Lähmungen), Blasen- Mastdarmstörungen oder Pneumonie (Lungenentzündung). Im Extremfall kann die Erkrankung allerdings auch akut verlaufen.

 

Diagnostik

Zunächst erfolgt eine explizite Anamneseerhebung. Bei der Inspektion fällt ein typisches plantares und palmares symmetrisches Exanthem (entzündlicher Hautausschlag) auf. Weiterhin ist auf ein vorliegendes orales Enanthem (entzündlicher Ausschlag der Mundschleimhaut) zu achten. Ein Virusnachweis kann mithilfe einer serologischen Untersuchung durch Antikörper gegen Coxsackie-Viren abgeklärt werden, sogenannter Neutralisationstest zum Nachweis neutralisierender Antikörper gegen Viren. Diese Methode bleibt besonders Betroffenen mit schwerem Krankheitsverlauf oder Schwangeren vorbehalten. Möglich ist es auch, durch Anlegen einer Zellkultur die Viren im Rachenspülwasser oder aus dem Kot anzuzüchten.

Differentialdiagnostisch sollten weitere Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen durch eine ärztliche Konsultation ausgeschlossen werden wie zum Beispiel:

  1. Herpangina: vor allem bei Kleinkindern während der Sommermonate mögliche auftretende Enterovirusinfektion (Auslöser Coxsackie-Viren) mit Fieber, Vesiculae (Bläschen) und Ulzerabildung (Geschwüre) im Rachenraum mit Schluckbeschwerden.
  2. Insektenstiche;
  3. Scabies (Krätze): durch Milben ausgelöste typische entzündliche Hautveränderungen;
  4. Herpes simplex (HSV): durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit;
  5. Varizellen-Zoster-Virusinfektion (Windpocken);
  6. Pustulosis palmaris et plantaris: schubweise auftretende Pusteln mit Schuppenbildung an den Fußsohlen und Handflächen aufgrund einer Fokalinfektion (Infektion, die vom Ausgangsherd über das Blut entweder in einem Organ oder in einer anderen Körperregion vorliegt).

 

Prophylaxe

Eine vorbeugende Impfung gegen die Hand-Fuß-Munderkrankung gibt es bislang nicht. Oberste Priorität hat eine präzise Beachtung von Hygienemaßnahmen. Ein enger Kontakt mit Betroffenen sollte unbedingt vermieden werden. Um eine Ausbreitung der Virusinfektion zu verhindern, ist auf eine gewissenhafte Händehygiene vor Gebrauch und Verzehr von Lebensmitteln, nach Kontakt mit anderen Personen und nach dem Toilettengang zu achten. Zum Windeln wechseln infizierter Säuglinge oder Kleinkinder sind Einmalhandschuhe zu verwenden. Die Benutzung von Gemeinschaftshandtüchern ist tabu. Kontaktflächen infizierter Spielsachen und Spielgeräte müssen gereinigt und anschließend desinfiziert werden. Der Besuch von Krippen, Kindergärten oder Schule ist vom Betroffenen nach Abklingen der Infektionskrankheit ohne weiteres möglich.

 

Therapie

Da die Erkrankung meistens komplikationslos und schnell abheilt, kommt eine symptomatische Therapie infrage. Spezielle Medikamente gegen die Viruserkrankung gibt es bisher nicht. Bei hohem Fieber sind bei Kindern kalte Wadenwickel, fiebersenkende Mittel (z. B. Paracetamol nach Anweisung des Arztes mit entsprechender Dosierung für Kinder) ratsam. Milde anästhesierende Tinkturen tragen zur Linderung schmerzender und entzündlicher Vesiculae (Bläschen) oder Aphthen (schmerzhafte kleine Geschwüre) bei, besonders in der Mundhöhle durch vorsichtiges Betupfen mit einem Watteträger.

Größere Kinder sollten für Mundspülungen schmerzlindernde Tinkturen verwenden. Für Babys kommen schmerzstillende Mundgele mit anästhesierender Wirkung – zum Beispiel Kamistad-Gel oder Zahnungsmassage-Gele – infrage. Auf pflanzlicher Basis eignen sich Melisse, Thymian oder Kamille.

Saure Nahrungsmittel wie Obst und Säfte sollten vermieden werden. Um eine Dehydrierung zu vermeiden, ist eine reichliche Flüssigkeitszufuhr notwendig, wie zum Beispiel Ringelblumen- oder Kamillentee, unter Verwendung gegebenenfalls eines Strohhalms. Des Weiteren sollten Speisen oder Getränke vor dem Verzehr lauwarm oder leicht gekühlt verzehrt werden, um eine zusätzliche Reizung der lädierten Schleimhäute zu vermeiden. Als Speisen sind Pudding, Joghurt, Suppen oder Brei hilfreich. Ferner ist eine kurzzeitige Schmerzlinderung beim Essen oder Trinken durch Betupfen der Bläschen mit Honig möglich, da die schmerzhaften Bläschen vorübergehend abgedeckt werden.

Juckreizstillende Mittel werden oftmals bei ausgeprägtem Exanthem an Füßen und Händen notwendig. Bei zusätzlicher bakterieller Superinfektion ist eine zeitnahe antibiotische Behandlung indiziert.

 

Prognose

In der Regel klingt die Hand-Fuß-Mundkrankheit komplikationslos nach 8 bis 12 Tagen ab. Nach Abklingen der Krankheit kann im Bereich der Füße mittels GEHWOL MED Sensitive Creme, im Bereich der Hände mittels GERLASAN Handcreme eine aufbauende und regenerierende Basispflege initiiert werden. Jedoch gilt es, strenge Hygienemaßnahmen, wie regelmäßiges Händewaschen (z. B. GEHWOL PROFESSIONAL med. Waschgel Protect) und bevorzugt mit gelegentlicher Händedesinfektion, zu beachten, um eine epidemische Ausbreitung zu verhindern.

 

Fallbeispiel

Hand-Fuß-Mundkrankheit bei einem 45-jährigem Mann, der sich bei seinem Sohn infiziert hat.

Abb1a

Abb. 1 a und b
Massive Erosionen mit Hautablösung an der Ferse und Zehen.

Abb1b

Abb. 2 a und b
Multiple schmerzhafte entzündliche Bläschen an den Fingern und ausgeprägte Hautablösungen an den Fingerkuppen.

Abb2a
Abb2b
Abb3a
Abb3b

Abb. 3 a und b
Massive schmerzhafte Aphthen in der Mundhöhle, den Lippen und dem Naseneingang.

 

Unsere Autorin

MR-2

Dr. med. Renate Wolansky
Fachärztin für Orthopädie,
Sportmedizin, Naumburg