Der eigene Zehenzwischenraum ist für manche Menschen so unbekannt und unerreichbar wie der Mond. Kein Wunder, dass Probleme zwischen den Zehen so häufig vorkommen. Dabei ist die richtige Pflege gar nicht so kompliziert! In diesem Beitrag werden die wichtigsten Maßnahmen zur Problemzone Zehenzwischenraum zusammengefasst.
Clavi: Hühneraugen sind punktuelle Verhornungen, die durch Druck und Reibung entstehen. Zwischen den Zehen kommen sie sehr häufig vor, weil die Gelenkknöchel der PIP-Gelenke in engen Schuhen gegen den Nachbarzeh gedrückt werden. Sie können glasig und fest als Clavus durus, aber auch weißlich- aufgequollen mazeriert in Form eines Clavus mollis sein. Bei starkem Reiz besteht die Gefahr von lokalen Entzündungen, bei Neuropathie kann ein Druckulkus als Komplikation auftreten.
Wichtig ist die Tastuntersuchung des Zehenzwischenraums, vor allem bei den kleinen Zehen. Dafür wird einfach mit der Fingerspitze an den einander zugewandten Zehenseiten entlanggefühlt. Wer das macht, stellt schnell fest: Manchmal ist ein Hühnerauge nicht sichtbar, beim Entlangfahren mit der Fingerkuppe ist die Verhärtung aber deutlich zu spüren. Entfernt wird dann mit dem Skalpell, der Mediklinge bzw. dem Hohlmeißel, der Hautzange und schmalen Fräsern. Wenn das Gebiet sehr eng ist, ist das Handling schwierig. Hier sind Zehenspreizer eine Hilfe.
Achtung: Personen mit Nervenschäden merken oft gar nicht, dass etwas auf das Gewebe drückt (Betrifft auch Nicht-Diabetiker), deshalb ist Fühlen sicherer als Fragen!
Damit das Clavus dauerhaft verschwindet, ist Druckentlastung notwendig. Weite Schuhe und dazu ein Zehenzwischenkeil, -Spreizer, Schutzring oder Schlauch aus Polymergel (z.B. GEHWOL Zehenspreizer G), Silikon, Smartgel, Polyurethanschaum, festem Schaumgummi, Trikotmaterial oder eine individuell angepasste Orthose - es gibt ein großes Angebot an kostengünstigen Hilfsmitteln für den Zehenzwischenraum, sodass für jeden etwas Passendes dabei ist.
Feuchtigkeit zwischen den Zehen kann durch übermäßiges Schwitzen, abgedichtetes Schuhklima (keine Belüftung, wasserdichtes, synthetisches Material) oder auch durch zu enge Schuhe ohne Zehen-Spielraum entstehen. Abtrocknen nach dem Duschen zwischen den Zehen hilft gegen Ablagerungen, aber nicht gegen den Feuchtigkeitsstau, der in den Stunden des Schuhetragens entsteht. Hier hilft nur eine breitere Zehenbox, die das Aneinanderpressen vermeidet und Bewegungsfreiheit ermöglicht.
Feuchte Zehenzwischenräume erhöhen die Gefahr von Reibung (Blasen- und Clavusbildung), von Ablagerungen und Infektionen (Tinea pedis und Erysipel) und feuchten Rhagaden. Ablagerungen bilden sich, wenn die abgestorbenen oberen Hautschichten nicht mechanisch abgetragen werden und mit Feuchtigkeit zwischen den Zehen über eine längere Zeit „festbacken“. Sie müssen mit einer Zellette abgewischt, mit dem Excavator abgenommen oder in hartnäckigen Fällen sogar abgefräst werden. Die erneute Entstehung wird durch ausreichend Spielraum zwischen den Zehen, durch breites Schuhwerk und regelmäßiges sanftes Abreiben nach dem Duschen vermieden.
Feuchte Rhagaden sind die Folge mazerierter Haut durch stehende Feuchtigkeit, die in den „Schwimmhäuten“ einreißt, wenn die Zehen gespreizt werden. Hornhaut ist keine Ursache für diese Rhagaden-Sonderform. Die kleinen Wunden sind gefährliche Eintrittspforten für Keime, vor allem wenn Hautablagerungen und Hygienemängel dazukommen. Eine Komplikation feuchter Rhagaden ist die Erysipel-Infektion bzw. Wundrose, eine bakterielle Streptokokken Infektion der Epidermis und oberflächlichen Lymphgefäße, die sich schnell ausbreitet und in der Regel nicht von alleine ausheilt. Sichtbare Rötungen mit Erwärmung, ausgehend vom Zehenzwischenraum, sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden!
Tinea pedis / Fußpilz entsteht ebenfalls häufig durch Übertragung auf kleine Eintrittsstellen im mazerierten Zehenzwischenraum. Juckreiz und Bläschenbildung treten zusätzlich auf, können aber auch fehlen (z.B. bei Neuropathie). Eine ärztliche Abklärung und Behandlung ist empfehlenswert, vor allem bei Vorerkrankungen sind eigene Behandlungsexperimente nicht empfehlenswert.
Mythos: Zehenzwischenräume eincremen oder nicht?
Immer wieder ist davon die Rede, dass Zehenzwischenräume besser nicht eingecremt werden sollten, zumindest nicht mit intensiv pflegenden Formulierungen wie lipidreichen Cremes. Als Grund wird angegeben, dass die Creme die dünne und empfindliche Haut zwischen den Zehen mehr oder weniger abdichtet. Das Risiko, das die Haut durch Lipid- und Feuchtigkeitsreste aufquillt und einreißt, würde dadurch noch größer werden. Aber stimmt das tatsächlich? Es ist wichtig der Frage nachzugehen, da vor allem trockene Hautzustände und der präventive Schutz vor Verhornungen sowie Hühneraugen etc. eine entsprechend reichhaltige Pflege erfordern.
Für eine lipidhaltige Feuchtigkeitscreme (GEHWOL MED Lipidro Creme) wurde deshalb u.a. genau diese Frage in einer klinischen dermatologischen Studie (Braun N et al. Akt Dermatol 2018) untersucht. Dabei wurde analysiert, ob sich durch das Eincremen das Mikroklima zwischen den Zehen verändert und es infolgedessen zu einer übermäßigen Keimbesiedelung kommt. Das war nicht der Fall. Im Verlauf der Studie kam es weder zu einer Veränderung der Keimbesiedelung noch zu einem Temperaturanstieg – beides relevante Indikatoren für eine unerwünschte Abdichtung (Okklusion) der Haut zwischen den Zehen. Im Falle der untersuchten Creme mit hohen Lipidanteilen aus Sanddornöl und Acocadoöl sowie 10 % Urea war eine Anwendung zwischen den Zehen daher problemlos möglich.
Zusammenfassung
Druck und Reibung zwischen den Zehen ist in geschlossenen Schuhen bei jedem Schritt eine Strapaze für die Haut. Druckstellen und Hühneraugen sind ein häufiges Phänomen, wobei man sich als Fuß-Behandlerin manchmal detektivisch auf die Suche machen muss, um alle Verhornungen aufzuspüren, um sie im Anschluss fast akrobatisch mit großer Fingerfertigkeit zu entfernen. Druckschutzmaterialien sind bei engstehenden Zehen ein praktisches und günstiges Hilfsmittel, um Schmerzen und Folgeschäden zu verhindern.
Feuchte Zehenzwischenräume sind eine Risikokonstellation für Ablagerungen, Infektionen und Verletzungen. Weites, luftiges Schuhwerk, passende Strümpfe und sanfte Reinigung ist der Grundstock für ein gesundes, hygienisches Hautklima – gerade an Orten, die den ganzen Tag bedeckt sind.